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Dr. Hans Gschnitzer
Dr. Hans Gschnitzer

Vereinsobmann Dr. Hans Gschnitzer gestorben

Hans Gschnitzer als Heimatpfleger

Hans Gschnitzer war seit 1971 Mitglied im Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol und seit 1974 Mitglied im Vereinsausschuss. Nach dem überraschenden Rücktritt von Obmann Univ. Prof. Dr. Adolf Leidlmair übernahm er am 15. September 1988 auf Drängen des Ausschusses die Funktion des Obmannes, die er bis zu seinem Tod innehatte.

Unter seiner Leitung bemühte sich der Verein besonders um die Erhaltung und Restaurierung von Kulturdenkmälern, die in der heutigen Zeit durch den starken Strukturwandel dem Untergang geweiht wären. So erhielten zum Beispiel die großen Almdörfer von Obertilliach und Kappl mit Unterstützung des Vereines wieder Schindel- statt Blechdächer. Auf Initiative Gschnitzers wurden Mühlen und Backöfen instandgesetzt, neue geflochtene Zäune aufgestellt, Fassadenbilder an Bauernhäusern erhalten, Kapellen und Bildstöcke restauriert. Die Neuaufstellung und Renovierung der fünf Bildstöcke an der Kranebitter Allee war ihm ein besonderes Anliegen. Dieses Projekt hat ihn jahrelang beschäftigt. Es ist ihm auch gelungen, die drei fehlenden Bildtafeln von zeitgenössischen Künstlern ersetzen zu lassen. Auch das Kaiserdenkmal an der Brennerstraße nahe der Auffahrt nach Natters wurde auf Kosten des Vereins restauriert. Als es vor wenigen Jahren wegen der Straßenverlegung versetzt werden musste, sorgten Verein und Denkmalamt wieder für die Neuaufstellung an würdigem Platz. Der Verein bestellte und bezahlte auch die beiden flankierenden Pappeln. Gschnitzers persönlicher Einsatz ging so weit, dass er die frisch gepflanzten Bäumchen täglich mit antransportiertem Wasser versorgte, bis ihr Anwachsen garantiert war. Ähnlich kümmerte er sich um andere vom Verein restaurierte Kleindenkmäler und war auch manchmal mit der Gartenschere am Werk, um sie nicht von Sträuchern zuwachsen zu lassen.

Ein besonderes Anliegen war Hans Gschnitzer die Zusammenarbeit im historischen Gesamttirol. Am 1. Juni 1985 war auf Betreiben der beiden Obmänner der Heimatpflegevereine Nord- und Südtirols ein „Dachverband“ gegründet worden, der das Miteinander der beiden Vereine intensivieren sollte. Hans Gschnitzer hat diese Initiative seines Vorgängers voll unterstützt und mit Freuden fortgeführt. Durch Änderungen im österreichischen Vereinsgesetz ist dieser Dachverband später in eine „Arbeitsgemeinschaft“ umgewandelt worden, zu der im Juni 2007 zu Gschnitzers großer Freude der Verein „Tiroler Heimat“ von Welschtirol/Trentino beigetreten ist. Das jährliche Treffen mit gemeinsamen Zielsetzungen und Projekten sowie persönlichen Kontakten fördert die Verbundenheit und das Miteinander der Vereinsmitglieder zu beiden Seiten der politischen Grenze.

Hans Gschnitzer war aber auch ein Kämpfer. Zu nicht geringem Teil ist die Verhinderung der geplanten „Golden Line“ auf die Hungerburg dem Einsatz des Vereinsobmanns zu danken. Er war vehement für die Erhaltung der alten Hungerburgbahn eingetreten. Dass schließlich die von der Stadt gewählte Trasse der neuen Hungerburgbahn für Stadtbild und Landschaft so wenig beeinträchtigend wie möglich ausfiel, ist den jahrelangen Einsprüchen des Vereines zuzuschreiben.

Viel heimatpflegerische Arbeit geschieht im Hintergrund. Hans Gschnitzer war mit so manchem Bürgermeister in Kontakt, wusste über geplante Eingriffe in Natur und Landschaft Bescheid, schrieb und meldete sich, mischte sich ein – oft unbemerkt von der Öffentlichkeit.

Auch die Erhaltung des Riesenrundgemäldes im alten Gebäude am Rennweg war Hans Gschnitzer ein großes Anliegen. Dass dies nicht gelungen ist, hat ihn sehr getroffen, stellt die Nutzung der denkmalgeschützten Rotunde und Bahntrasse ja auch noch ein Problem dar, das enorme Kosten mit sich bringt.

Eines der großen Talente Gschnitzers war die schriftstellerische Tätigkeit. Seine fundierten Beiträge über Landschaften unserer Heimat in der Zeitschrift „Tirol“ der Tiroler Heimatwerbung beglücken Einheimische und Gäste. Es gelang ihm, mit ausgefeilter Sprache und angenehmem Stil, Wissen zu vermitteln. Ein Wissen, das er auch bei den Vereins-Lehrfahrten gerne weitergab. Wer die Gelegenheit hatte, ihm zuzuhören, lernte unendlich viel über Geographie, Besiedlung und Kulturlandschaft.

Hans Gschnitzer war einer der besten Kenner Gesamttirols, er liebte dieses Land und konnte daher mit Herz und Seele Heimatpfleger sein.

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Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol
Museumstraße 1 • 6020 Innsbruck • Tel. 0512/587826 • E-Mail: info @ tiroler-heimatpflege . at
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