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Mundartkreis
Obfrau Lilo Galley (Foto: Walter Kaller)

Tiroler Mundartkreis

Der Tiroler Mundartkreis ist eine Vereinigung von Mundartfreunden und Mundartschaffenden und wird seit 2011 von Obfrau Lilo Galley aus Innsbruck geleitet. Er wurde 1968 durch Dr. Friedrich Haider (damals Referent für Volkskunde und Volkskultur im ORF-Landesstudio Tirol) und Helga Leiseder-Moser gegründet und dem Verein für Heimatschutz und Heimatpflege eingegliedert bzw. gewissermaßen in Obhut gegeben, da die Mundart auch ein durchaus charakteristischer, wesentlicher und somit schützenswerter Bestandteil der Heimat ist.

Mundarten sind Lokal- bzw. Regionalsprachen und stehen in engem Zusammenhang mit der lokalen bzw. regionalen Identität ihrer Sprecher und Nutzer. Sprache ist ein Produkt des Zusammenlebens von Menschen. Sie ist daher auch das Ergebnis ihrer gemeinsamen geistigen Aktivitäten. Mythen, Sitten, Bräuche, Normen, andere Kulturgüter und Kulturschöpfungen gehen daraus hervor. Mundarten verfügen über einen vollen Kommunikationswert, sie sind voll funktionsfähige, allerdings von der Hochsprache abweichende Sprachsysteme. Daher ist ihnen innerhalb des Kommunikationsrahmens der ihnen zukommende Stellenwert zuzugestehen. Da gesprochene Sprache etwas Lebendiges ist, ist sie ständig Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt.

Das dialektgeografische Bild Tirols zeigt vielfältige und unterschiedliche Sprach- und Lautformen. Sprachgeschichte, Besiedlungsgeschichte und Kulturgeschichte stehen in enger Verwobenheit. Die Tiroler Mundarten der einzelnen Talschaften und Regionen gehören hauptsächlich zu den bairisch-österreichischen Mundarten. Alemannisch sind die Mundarten im Außerfern, alemannisch beeinflusst die Mundarten unter dem Arlberg bzw. östlich der Arlberg-Lech-Linie. Die alten stammesmäßigen Sprachvariationen der bairischen Volks- bzw. Regionalsprache, die vor allem vom Volk gesprochen wurden, entwickelten sich geringfügig weiter und gerieten in der Folge immer stärker in Unterschied zu der als Schreib- bzw. Schriftsprache vorwiegend aus ober- und mitteldeutschen Stammessprachen künstlich gebildeten Sprachform, die als hochdeutsche Schriftsprache bezeichnet wird. Mundarten stellen wie die Gemeinsprache spezifische Sprachformen dar, welche ihr Substrat den regionalen Umgangs- und Kontaktsprachen entnehmen.

Mundarten bzw. Dialekte als Sprachvarianten kleinerer geografischer Einheiten wie Talschaften und Regionen sind gegenwärtig vielen Beeinträchtigungen, Einflüssen und Veränderungen ausgesetzt. Allgemein kann gegenwärtig eine Aufweichung alter Mundarten, verbunden mit der Gefahr des Verlusts ihrer lautlichen, lexikalischen und syntaktischen Eigenarten auf Grund der Einflüsse aus den überregionalen Verkehrssprachen zu Gunsten einer allgemeinen regionalen Umgangssprache diagnostiziert werden. "Mundartdichter haben Freude an der heimatbezogenen Sprache und finden Gefallen an der Stärke und Aussagekraft, dem Wohlklang und der Vielfalt unserer Mundarten, die oft mehr Spielraum des Ausdrucks verleihen als die Hochsprache. Der rasche Wandel, dem heute alles unterliegt, verändert und verwässert auch die Mundarten. Es ist daher ein Gebot der Stunde, sie in ihrer heute noch gesprochenen Weise festzuschreiben und auf Tonträgern festzuhalten" (Dr. Karl Oebelsberger 1999, Obmann des Mundartkreises von 19xx bis 19xx). Die Befassung mit den Mundarten reicht dabei über eine bloß bewahrende bzw. konservierende Funktion hinaus.

Neben intensiver Öffentlichkeitsarbeit stellen vielfältige Veranstaltungen in allen Landesteilen wie Autoren-Treffen, Lesungen, Mundart-Seminare mit Fachreferaten und Weiterbildungen für Mundartautorinnen und -autoren, die Herausgabe von Sammelbänden und Anthologien sowie von Tonträgern, die Förderung und Unterstützung von Veröffentlichungen von Mundartschaffenden, die Pflege von Kontakten zu Rundfunk und Printmedien sowie die Zusammenarbeit mit ihnen und Verlagen den Kern der Aktivitäten des Mundartkreises dar. Sie dienen dem gegenseitigen Kennenlernen der mittlerweile rund 70 Mitglieder, der Präsentation ihrer in diversen Verlagen herausgegebene Werke, sie sollen die Öffentlichkeit für die Belange der heimischen Mundarten sensibilisieren und auf die Reichhaltigkeit der Mundartdichtung in Tirol aufmerksam machen.
Dr. H. Brenn

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Verein für Heimatschutz und Heimatpflege in Nord- und Osttirol
Museumstraße 1 • 6020 Innsbruck • Tel. 0512/587826 • E-Mail: info @ tiroler-heimatpflege . at
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